Schon des öfteren bekam mich von meinen Slow Food Freunden den Hinweis auf Eggers in Sprockhövel, leider konnte ich bisher noch an keiner Veranstaltung teilnehmen, doch gestern ging es als Quartett nach Niedersprockhövel. Bestellt war das Karussell-Menu, für mich ohne Olivenöl (war bereits vorher abgeklärt). Von der Vierer-Vorspeisen-Kombi stach eindeuig der Tunfisch hervor, schön dünn geschnitten mit Sesam hell+dukel sowie Sesamöl mariniert, brachte er genau den von mir geliebten japanischen Touch auf den Teller, insbesondere in vorzüglicher Kombination mit dem Mangoapfelchutney. Die Currywurst vom Hummer entwickelte sich im Mund von einer Bratwurst zum Hummer, sehr schön. Der "Bergmannstatar" war etwas zu pfeffrig, die süß-saure Steckrübe allerdings überzeugend. Enttäuschend der Sushi vom Hering, der Fisch ging in dem angedickten Reis unter und das Nori-Blatt überzeugte qualitativ nicht.
Als nächstes gab es die drei Suppen. Die Kokosmilchsuppe war geschmacklich sehr gut, inbesondere die Limettennote überzeute, die dazugelieferte Jacobsmuschel war allerding noch sehr roh, ich ließ sie in der Suppe nachziehen. Der Linsensuppe fehlte etwas Power, war dafür jedoch von einem grandiosen Eisbeinknödel gekrönt. Bevor ich nun zur Rehkraftbrühe (sehr schön heraugekochte Aromen, so sollte eine gute Wildkraftbrühe sein), widmete ich mich meiner etwas nachgegarten Jacobsmuschel. Ein kleines Exempalar auf dem Zahnstocher serviert war sie schnell im Mund, ein Biß und sie war runter, etwas zu schnell, denn anschließend machte sich im Mund bei mir ein Geschmack breit, der mich an einen tiefen Atemzug auf einer Bahnhofskneipentoilette erinnerte , eindeutig Harnsäure. Aber jetzt war es zu spät und ich (noch) guter Hoffnung. Der Hauptgang bestand aus einer Mini-Roulade aus dem Roastbeef geschnitten, was für meinen Geschmack noch zu roh war, zumindest für eine Roulade. Das Katoffelpüree war zu säuerlich und blieb auch halb auf dem Teller. Hervorragend hingegen die Wachtelbrust mit dem Kirmesmandel und die konfierte Schweinebacke und von dem Spitzkohl hätte gerne auch mehr da sein können. Zum Dessert ein etwas säuerliches Pfirsichsorbet im Champagner(?)aufguss, eine gebackene Marzipanpflaume mit einem sensationellen Pflümlischaum und feinen Pflaumenmus, ein Vanilleeistrüffel mit sehr guten Haselnusskrokant und einem maismehligflach schmeckenden "sweet"(?) nacho.
Der südafrikanische Weisswein war gut zu trinken und passte insbesondere gut zu einzelnen Elementen der Vorspeise, der Rotwein (Cabernet Sauvignon aus Südwestfrankreich, mehr Infos gab es nicht) war hingegen enttäuschend. Wahrscheinlich gerade erst geöffnet schmeckte der erste Schluck nach einer Mischung aus Stehpizzeria und Schlecker-Weinempfehlung. Später im Glas entwickelte er sich mit der Zeit, ein angebotenes nachschenken lehnte ich aber dankend ab.
Vom Service hätte ich mir gewünscht das das anonncieren der Speisen nicht so runtergenuschelt wird (wir hatten zum Glück noch die Menukarten auf dem Tisch), man nicht nur nach der Vorspeise fragt ob alles recht war und man nicht schon drei Teller abräumt wäre die vierte Person noch speist.
Vor dem anschließenden Espresso, wollte aber die Jacobsmuschel raus und zwar auf dem gleichen Weg wie sie hereinkam und somit suchte ich dafür noch rechtzeitig die örtliche Keramikausstellung auf. Ich war froh draussen etwas Frischluft zu bekommen und merkte wie mein Kreislauf etwas verrückt spielte. Nach einem zum Glück schnellen Transport nach Hause wechselte ich bis 3 Uhr nachts noch mehrmals zwischen Bett und Bad.
An diesem Abend wusste ich was absolute Höhepunkte (Tunfisch, Wachtel, Spitzkohl, Pflümlimus) und große Enttäuschungen (Kartoffelpüree, Sushi, schlechte Jacobsmuschel) für eine interessante Mischung bieten.