Essen... verwöhnt ist nun vorbei und es gilt wieder eine Jahr zu warten für die neuen Auflage. Daher nun ein frischer Rückblick auf Essen … verwöhnt 2010.
Der Start begann aus örtlichen Gründen bei Nelson Müller und seiner Schote. Wir wählten die Kalbsmaultaschen mit Rahmlauch uns Sommertrüffeln.
Die Füllung bestand aus einem groben Hackfleisch das locker und gut gewürzt in dem Nudelblatt ruhte, welches von Farbe und Konsistenz selbstgemacht wirkte, darauf befand sich ein sahniges Lauchgemüse, was eine gewisse, kräftig, passende Komponente zur Füllung bot. Der Höhepunkt hingegen war die wunderbar aromatische Reduktion eines Rindsjus von der es galt jeden Tropfen mit Messer und Gabel auf zunehmen.sommertrüffelhingegen sind für mich ein absolutes, unnotwendiges Extra, da mit kaum Geschmack ein absolutes Showprodukt.
Doch mit Höhepunkten ging es weiter und wir landeten bei Schnitzler. Beim angebratenen Tunfisch und grünem Spargel, mit Püree von gelben Erbsen und Mango-Berberitzen-Chutney
gab es zwei Stücke Tunfisch die von mir aus besser als ein hohes serviert worden wären um eine gewissen roten Kern zu haben, doch aufgrund der Küchenorganisation einer solcher Veranstaltung sind zwei dünne Scheiben ein Zugeständnis an die Wartezeit der Kundschaft. Zum Tunfisch gab es ein etwas mehlig (natürlich gegebenes) gelbes Erbsenpüree, das in der Konsistenz und Würzung hingegen eindeutig überzeugte, dazu ein sehr süß-sauer ausgewogenens Chutney das insbesondere durch seine leicht orientalische Würzung überzeugte. Ein Höhepunkt des Gerichts war hingegen das Tunfisch-Topping. Eine wunderbare Reduktion u.a. aus bester Butter, Honig und Safran, mehr wollte Jeanette Schnitzler nicht verraten (davon hätte ich noch mehr vertragen können), ein perfektes butterig, süß, würziges Topping auf dem Tunfisch. Schnitzler war dieses Jahr das erste mal dabei und ist eine absolute Bereicherung für die kulinarische Meile der Essener Top-Gastronomie.
Ein Klassiker hingegen, und jedes Jahr auf meiner Liste, sind die Ochsenbäckchen des Residence.
Eine Kombination aus einem sahnigen Graupenrisotto mit vanilligen Karotten, die zum Schmorfleisch und der entsprechend, hervorragenden Soße ein sehr gute Kombination abgab. Mein Mitstreiter hatte nach den vielen Jahren nun leider das Pech, das sein Ochsenbäckchenanteil etwas mehr Schmorzeit gebraucht hätte, hier gab es noch einen ordentlichen Fett und Geleeanteil. Naja zumindest der Service versprach fürs nächste Jahr Verbesserung. Meine Portion hingegen war perfekt.
Knut Hannappels Gebratene Jacobsmuscheln mit marinierten Spargel und Spargel-Panna-Cotta hingegen war sehr gefragt.
Um die Nachfrage schnell zu befriedigen wurde die Garzeit wohl etwas reduziert , wodurch die Jacobsmuscheln sehr roh auf meinem Teller landeten, die ein oder andere Minute Garzeit hätte nicht geschadet. Das Spargelragout war aromatisch, leicht säuerlich und überzeugend frisch abgestimmt. Der Höhepunkt auf dem Teller war jedoch das Spargel-Panna-Cotta welches in Geschmack und Konsistenz absolut überzeugte und gefroren bestimmt auch als Spargelparfait seine Fans finden würde.
La Grappas Gnocchi sind bekannt auf der Meile und überzeugen jedes Jahr.
Auch dieses Jahr war insbesondere die Steinpilzfüllung überzeugend. Die Trüffelsauce war sehr aromatisch, wozu ich den Skeptikern des Einsatzes von Trüfel-Aromen wohl leider recht geben muss, es geschmacklich aber überzeugte, was auch für die Steinpilz-Füllung zutrifft. Was allerdings mir immer ein Rätsel bleiben wird, warum dieses Gericht im Restaurant schlechter ist als auch der Meile.
Das Restaurant Hugenpott bekam diese Jahr fürs Nero einen Michelin-Stern und daher stand diese Restauration natürlich mit auf meiner Liste mit gebratenes Seeteufelfilet mit gebebackenen Stockfischpüreen und Zitronenkartoffeln.
Das Kartoffelpüree war wirklich angenehm zitronig, eher limetig, mit einer dezenter Säure. Absolut überzeugte das gebratene (wohl eher frittierte) Stockfischpüree Auf dem Bild auf ein Uhr wie ein kleines Chicken Nugget). Deftig, aromatisch mit der überzeugenden leicht salzigen Note des Stockfisches überzeute es (und verlangte nach mehr). Im Gegensatz zum Seeteufel der an Trockenheit kaum zu übertreffen war und beinahe zum raspeln auf einer Reibe einlud. Die beigegebene Sauce bzw. der Schaum brachte keine Aromen bei. Insgesamt, bis auf das Stockfischpüree, eher eine Enttäuschung und in den vielen Jahren leider nicht die erste.
Nach den diversen Feinheiten fehlte nun eine gewisse Deftigkeit , die der Sengelmannshof mit Oma´s Kartoffel-Endivien-Stampf mit kross gebratene Blutwurst bot.
Wunderbar kross gebratene, dünne Blutwurstscheiben auf einem deftigen und ausgewogenen Kartoffel-Endivien-Stampf. Auch die Sauce mit einer deutlichen Note nach geschmorten Zwiebeln passte sehr gut.
Vom Landhaus Gruga gab es einen Sauerbraten aus der Wilschweinkeule mit Rahmwirsing und Katoffelkloß
Auf dem Teller lag leider ein etwas trockenes Endstück, was allerdings durch die nicht zu sauren, aromatischen, leider etwas zu eingedickten Sauce ausgeglichen werden konnte. Der Knödel sorgte für eine Diskussion , entweder Top-Fertigware oder doch selbstgemacht, das Gemüse bekam die stimmige Würze und das Aroma durch kleine mitgegarte Speckwürfel.
Beim Dessert entschieden wir uns für Basilikumeis auf kalter Mandelsuppe mit Camparigell und Früchten vom Kiepenekerl, dem ich eine zweite Chance gab, weil er mit einem ähnlichen Basilikum- oder Rosmarineis vor einigen Jahren absolut nicht überzeugte. Doch dieses Jahr war es anders. Die Präsentation hätte ich anders erwartet, da ich hier leider kein Foto habe, hier die entsprechende Beschreibung. Ein Glas entsprechend einem kleinen Wasserglas oder einem Whiskytumbler wird millimeterhoch mit einem Camparigelee gefüllt, darauf ein Basilikumeis (in der Konsistenz mehr ein Parfait) und als Topping etwas Mandelsauce mit einigen Erdbeerstückchen. Von der Präsentation anders als erwartet, aber geschmacklich gut, auch wenn ein bißchen mehr und nicht ganz so festes Camparigelee mehr überzeugt hätte.
Den Beginn haben wir bei Nelson Müller gemacht und dort findet auch der zweite (und letzte ) Tag das Ende.
Der geeiste Bellini mit Waldmeister und Passionsfruchtschaschlik überzeugte nicht. Der Bellini selbst war viel zu süß und die alkoholisiert Sahne darauf in Kombination mit dem Bellini schmeckte leider nur zu süß, und leicht nach Lösungsmitteln im Klebstoff. Vom Waldmeister schmeckte ich nicht viel. Das einzige Gericht auf der Meile das ich wieder halbgegessen zurückgab.
Zusammenfassung: Es gab die Klassiker von Residence und Hannappel, eine Enttäuschung beim Hugenpott (leider nicht die erste in den letzten Jahren), einen absolut empfehlenswerten Newcommer Schnitzler ( und neben Hannappel auch trotz Trubel freundlich bei Nachfragen, bei Schnitzler selbst die Chefin Jeanette, vielen Dank nochmal dafür), leider dieses Jahr kein Banker´s Inn, was ich sehr bedauere, da ich hier die letzten Jahre sehr gute Erfahrungen gemacht habe, und ein erstmaliger Auftritt ( in den letzten 5 Jahren) von Mumm/ Mintards der eine Grundlage für die nächsten Jahre bietet. Zudem ein sehr freundliches Personal beim Residence und der Schote.